Die Technologie hinter der Polsterung von Sneakern
Es gibt wirklich eine Vielzahl von Begriffen, die für die Polsterung von Sneakern stehen. Boost, Gel, Air, React, Hovr, Ignite usw. Also wirklich eine Vieeeelzahl. Wie soll man da noch den Durchblick behalten? Gut, dass wir Freunde sind, denn wir helfen euch mit diesem Artikel!
Aber fangen wir etwas früher an. Früher gab es noch keine Polsterung bei Sneakern. Unvorstellbar, oder? Irgendwann kam dann der Ethylen-Vinylacetat-Schaum auf den Markt. Wir kennen diesen Schaum als “EVA”. Dieser Schaum war sehr elastisch und einem Gummi sehr nahe. Aber diese Dämpfung war für Nike nicht genug, also entschieden sie sich 1970 den ersten Sneaker mit einer Luftpolsterung auf den Markt zu bringen. Der Air war geboren. Seit 1980 benutzt Asics Gel als Polsterung und adidas nutzt seit 2013 bei vielen Modellen die Boost-Technologie als Polsterung.
Under Armour, New Balance und Puma haben dagegen die EVA Sohle verbessert um maximale Dämpfung zu erreichen. Aber schauen wir uns diese Technologien doch etwas im Detail an.
Nike Air Technologie
Nike hat die vielseitigste Auswahl an Dämpfungsoptionen auf dem Markt. Mit der Air-Technologie begann die Reise. 1995 wurde die Technologie durch Zoom Air verbessert, wo die Luftblase nach der Kompression wieder in Form gebracht wird. Während den olympischen Spielen 2008 in Peking hat Nike den Monarlonschaumstoff vorgestellt, der nun als React-Polsterung bekannt ist. Seit 2018 ist diese Polsterung häufig verwendet worden bei Nike.
Brett Holts, Vice President of Running Footwear bei Nike, sagt, dass React die Kompromisse beseitigt, die bei Lunarlon und EVA erforderlich sind. Lunarlon ist zwar weicher als EVA, konnte aber nicht alle Belastungstests bestehen. So musste Lunarlon immer mit einem anderen Schaumstoff gemischt werden. Das hat aber das Potential von Lunarlon nicht ausgeschöpft. EVA dagegen ist zwar stabiler, aber nicht so reaktionsschnell.
Aber Nike wollte nicht im Kompromiss leben und hat die React-Polsterung entwickelt. Bei der React-Polsterung handelt es sich um einen eigenen Schaumstoff, der nicht gemischt werden muss. So konnten die Klebeschichten und somit auch das Gewicht reduziert werden. Sowohl die Dämpfung, als auch die Energierückgabe konnten so verbessert werden. Nice Job Nike.
Wieso hat es so lange gedauert, wenn Nike diese Technologie bereits 2008 präsentieren konnte? "Wir mussten sicherstellen, dass wir diese perfekte Harmonie zwischen Material und Geometrie finden, um das perfekte Lauferlebnis zu gewährleisten", sagt Holt. "Es hat viel Zeit gekostet."
Schaumstoff oder Luft - was ist besser?
Das kommt ganz darauf an, was der Träger lieber mag. Beide Technologien haben Vor- und Nachteile. Das Schöne ist, dass Nike beide Technologien anbietet und der Träger es einfach ausprobieren kann. So stehen die Technologien nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen sich ideal.
Der größte Vorteil von Air ist, dass Air nie die Reaktionsfähigkeit verliert. Das Gefühl von Luft bietet einfach ein anderes Erlebnis als ein gepolsterter Schaumstoff. Auf der anderen Seite erfordert die Air-Unit ein robusteres Gerüst, so dass es eine Grenze gibt, wie leicht Nike einen Air Max Sneaker herstellen kann. Also kann man sagen, dass Schaumstoff leichter ist, als Air.
Natürlich hört Nike hier nicht auf mit der Entwicklung, sondern forscht ständig weiter um das Erlebnis zu verbessern. So gibt es nun den Zoom X-Schaum, der mit Kohlefaserplatten verstärkt ist. Dies ist besonders beliebt bei Marathonläufern. Wir können davon ausgehen, dass Nike diese Technologie auch in Zukunft bei anderen Sneakern einbringen wird.
adidas Boost Technologie
Als die Boost-Technologie 2013 zum ersten Mal auf den Markt kam, wurde die EVA-Polsterung mit TPU-thermoplastischem Polyurethan kombiniert. So konnte adidas den Komfort und das Gewicht von EVA mit der Energierückgewinnung, der Haltbarkeit und der Temperaturbeständigkeit von TPU kombinieren. Das war eine Kombination, die den Schaumstoffmarkt extrem revolutioniert hat. So lange ist das also noch gar nicht her.
Jetzt, einige Jahre nach der Einführung, hat sich Boost einen Namen gemacht und ist nicht nur für die Läufer gedacht. Boost wird nun auch in Freizeitsneakern verwendet und nicht nur in Laufsneakern.
Um Boost zu entwickeln musste sich adidas Hilfe ins Haus holen. Hier haben sie bei BASF (ein internationales Chemieunternehmen) angefragt und die Unterstützung erhalten, die sie gebraucht haben. Mit einem komplizierten Verfahren werden die Polsterungen maschinell gefertigt. So wird der Schaumstoff mit Hochdruckdampf gemischt um kleine Kapseln zu bilden.
Die Boost-Technologie soll angeblich Branchenführer bei der Energierückgewinnung sein. Natürlich ist das nicht mehr vergleichbar mit der ursprünglichen EVA-Technologie.
"Mit ihrer einzigartigen Zellstruktur bieten diese Kapseln eine weiche, leichte Dämpfung, die bei jedem Schritt hilft, Energie effizienter zu speichern und freizusetzen. Boost wurde entwickelt, um zu helfen, länger zu laufen und komfortabler zu arbeiten."
Was kommt nach adidas Boost?
Auch hier hört adidas natürlich nicht auf mit der Entwicklung. So wurde bereits adidas Boost Light vorgestellt. Das ist ein Schaumstoff, der in Laufschuhen verwendet wird. Das ist der leichteste Schaumstoff aller Zeiten mit gleicher Energierückgabe. Kaum vorstellbar, oder?
Anfangs war es nur möglich, dass diese Sohlen weiß waren. Mittlerweile hat es adidas aber auch geschafft, dass die Sohlen in verschiedenen Farben hergestellt werden können.
"Wir hören nicht mit Boost auf, wir innovieren innerhalb von Boost, wie wir mit der Einführung von Boost Light im vergangenen Jahr und weiteren Produkten gezeigt haben. Boost wird auch in Zukunft unsere Produkte durch weitere Fortschritte in Innovation, Ästhetik und Design definieren."
Na dann sind wir mal gespannt, was wir hier von adidas erwarten dürfen.
Die 4D Dämpfungstechnologie
Seit kurzem hyped adidas den Markt mit einer brandneuen aus "Licht und Sauerstoff" hergestellten 4D Sohle. Die Sohle sieht in der Tat nochmal deutlich futuristitscher aus, als die Boost Sohle es sowieso schon tat. Doch das wabenartige Muster der gedruckten Sohle soll auch einige enorme Vorteile haben. Auch hier hat sich adidas einen strategischen Partner mit ins Boot geholt. Denn die Firma "Carbon" ist verantwortlich für den neuen Prozess der "Digital Light Synthesis", die es ermöglicht sogar Sohlen mit individueller Abstimmung herzustellen. So will adidas zukünftig den Bedürfnissen der Individualität, die der Kunde schon lange verlangt, nachgehen.
Under Armour Hovr Technologie
So, jetzt wisst ihr, was die Platzhirsche so machen. Doch schauen wir uns mal die Konkurrenz an.
Under Armour hat zu Beginn auch auf die typische EVA Zwischensohle gesetzt. Alles klar. Ende 2017 haben sie aber eine komplett neue Technologie entwickelt und vorgestellt. Auch hier hat sich Under Armour (wie adidas) Hilfe von einem Chemieunternehmen geholt. Hier vertraut Under Armour auf den Rat von Dow Chemical.
So wurde eine komplett neue Schaumstoffmischung entwickelt, die “superweich” sein soll.
Das Ziel einer Kombination aus Dämpfung und Stoßdämpfung ist ein "energy web"-System, ein Netzgewebe, das den Polsterkern umhüllt, um die Energierückgabe der neuen Dämpfungstechnologie zu erhalten.
Das ist noch eine ziemlich neue Technologie, die sicher in Zukunft noch weiter verbessert wird von Under Armour. Wir können also gespannt sein, was das Unternehmen uns noch bieten wird.
New Balance neue EVA Technologie
New Balance experimentiert seit langem mit der Verbesserung des EVA. In den 1980er Jahren fügten sie Polyurethan hinzu, um EVA mehr Stabilität zu geben.
Seit 1990 arbeiten sie mit Dupont an dem Isoprenkautschuk ABZORB. Ab 2011 gab es dann REVlite und 2014 haben sie dann Fresh Foam auf den Markt gebracht. So konnten sie durch die 3D-Technologie verschiedene Widerstandszonen erzeugen.
New Balance hat also das Rad nicht komplett neu erfunden, sondern setzt auf altbewährte Technik und verbessert diese durch neue chemische Verbindungen. So schafft es New Balance mit den großen Playern mitzuhalten.
New Balance verwendet eine Software, die Daten wie Geschwindigkeit, Kraft und Druckverteilung des Laufs empfängt. So wird mit "wissenschaftlichen Berechnungen hinter Geometrien und Formen" der perfekte Sneaker entwickelt. Hättet ihr gedacht, dass so viel High-Tech hinter einem Sneaker steckt?
Puma Ignite Foam Technologie
Die Einführung von Ignite Foam im Jahr 2015 bietet eine Polyurethan-Mischung mit dem Ziel, "eine überlegene Energierückgabe und sofortigen Step-in-Komfort" zu erreichen. Jetzt müsste man nur wissen, was genau PUMA unter Step-In-Komfort meint. Das besondere an dieser Technologie ist, dass PUMA Direktspritzguss-Technologie aus der Automobilindustrie verwendet um die Polsterung herzustellen.
Dieser Verfahren wird so nur bei PUMA verwendet, bei der Herstellung von Dämpfungssystemen auf PU-Basis.
Asics Gel Technologie
Das Asics Gel wurde 1986 offiziell eingeführt. Seitdem wurde das Asics Gel 9x (!) weiterentwickelt und kontinuierlich verbessert. Dabei wurde die Größe des Gels, die Stoßdämpfungsfähigkeit, das Gewicht und die Haltbarkeit angepasst. Ab 2016 kombiniert Asics das Gel mit Schaumstoffeinheiten, wodurch das Gewicht des Sneakers reduziert wird.
Gel wiegt etwa die Hälfte eines EVA-Schaums ähnlicher Größe mit 10 Prozent mehr Elastizität und 20 Prozent mehr Stoßdämpfung. Diese Stoßdämpfung - gekoppelt mit Stabilität - war es, die Asics dazu brachte, die Verwendung von Gel wirklich zu erforschen und weiterzuentwickeln. Hierfür hat Asics in Kobe, Japan, ein eigenes Forschungsinstitut gegründet.
Die neueste Entwicklung von Asics nennt sich FlyteFoam. Hier wird Gel mit Schaumstoff verschmolzen um ein Hybrid-Produkt zu erstellen. So kann eine 20-prozentige Verbesserung der Festigkeit und Haltbarkeit geschafft werden. Gleichzeitig wird der Sneaker durch diese Technologie auch leichter.
Fazit zur Technologie hinter der Polsterung
Das war doch mal ein Brett von einem Text, oder? Jetzt wisst ihr genau, welche Marke auf welche Technologie setzt. Ist es nicht schön zu wissen, dass alle Marken versuchen das Maximum aus den Materialien rauszuholen? Wir können gespannt sein, wo die Technologie in einigen Jahren sein wird.
Doch welche Technologie ist nun die beste Technologie? Tja, Freunde - das müsst ihr leider selbst herausfinden. Hier müsst ihr einfach mal testen und schauen, wie euer Fuß auf den Sneaker reagiert. Versteift euch auch nicht auf eine Marke! Alle Marken entwickeln sich sooo schnell weiter, dass man definitiv ständig neue Marken testen sollte.